Ethikette 2024 – 1. Quartal

Jahreswechsel sind sowohl die Zeit der Rückblicke, als auch des Vorausschauens. Beides wollen wir mit dieser ersten Ethikette des Jahres tun. Sie finden in dieser Ausgabe den Jahresbericht des zentralen Ethikkomitees sowie einen Ausblick auf einen Teil dessen, was wir Alexianer im Jahr 2024 zum Thema Ethik bewegen wollen. 

Tätigkeitsbericht des zentralen Ethikkomitees für das Jahr 2024

Das zentrale Ethikkomitee der Alexianer wird durch Vertreterinnen und Vertreter besetzt, die durch die verschiedenen Ethik-Gremien aller Alexianer-Regionen entsandt werden.

Mitglieder

Das zentrale Ethikkomitee der Alexianer wird durch Vertreterinnen und Vertreter besetzt, die durch die verschiedenen Ethik-Gremien aller Alexianer-Regionen entsandt werden. Zum 31.12.2023 gehörten dem Gremium 24 Personen an. Im Berichtszeitraum ist für die Marienhospital Aachen GmbH Dr. Curt Creutz, Stabsstelle Ethik und Krankenhausseelsorge, neu berufen worden. Anhängig sind die Berufungen von neuen Mitgliedern aus dem Ethikkomitee des Bethlehem Gesundheitszentrum Stolberg gGmbH und des neu gegründeten Ethikkomitees der Alexianer Köln GmbH. 

Dem Ethikkomitee gehören damit Vertreter aus elf Alexianer-Regionen, Agamus sowie der Holding an. Die Region Hochsauerland ist nicht vertreten. 

Sitzungen

Im Berichtszeitraum fanden drei Sitzungen statt: Eine digitale außerordentliche am 26.01.23 sowie zwei ordentliche am 27./28.04.23 im Hotel am Wasserturm in Münster sowie eine weitere digitale Sitzung am 20.10.23. 

Grundsätzlich dienen die Sitzungen des Ethikkomitees zum einen dem Austausch zwischen den Regionen, zum anderen der Befassung mit Schwerpunktthemen. Bei den diesjährigen Terminen ging es unter anderem um die Nachhaltigkeitsthematik und den Umgang mit dem Thema Transgender/Diversity. 

1. Sitzung am 26.01.2023, außerordentlich und digital 

Anlass der außerordentlichen Sitzung am 26.01. war der Austausch mit Dr. Jochen Reidegeld als Vorsitzendem des Rats für christliche Werteorientierung und Seelsorge sowie Alexander Grafe als für den Bereich Ethik zuständigem Mitglied der Erweiterten Geschäftsführung der Alexianer. Das Gespräch war bereits für die Sitzung am 21.10.22 geplant, konnte damals aber aus Krankheitsgründen nicht stattfinden. 

Inhaltlich ging es u. a. um die Frage nach gemeinsamen Standards für die Ethikarbeit. Der Bedarf wurde durchaus kontrovers diskutiert. Neben der Festlegung von Standards müsse es um die Wahrnehmbarkeit und Horizonteröffnung der Ethikarbeit gehen. Fragen müssten als ethische erkannt und besprochen werden können. Die Aufgabe des Holdingkomitees wurde vor allem darin gesehen, gute Praxis in den Regionen zu sehen und zurückzuspielen. Einigkeit bestand, dass Qualifizierungen und Fortbildungen für Komiteemitglieder und andere in der Ethikberatung tätige Personen erforderlich seien. 

2. Sitzung am 26.01.2023, ordentlich und in Präsenz  

Schwerpunktthema der Sitzung am 27./28.04. war das Thema Nachhaltigkeit. Zur Einführung gab es einen Impulsvortrag durch Prof. Dr. Berg, Honorarprofessor an der TU Clausthal, Gastprofessor an der Universität des Saarlands, freiberuflicher Keynote Speaker, Moderator und Sustainability Coach. Anschließend referierte Ute Lehmann, Justiziariat Dernbacher Gruppe Katharina Kasper, zur Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).  

Im Rahmen der weiteren Befassung in der Sitzung konstituierten sich drei Arbeitsgruppen, die sich jeweils einem der drei Schwerpunkte widmen und zukünftig als Echokammer für die ethische Rückbindung der Bearbeitung des Nachhaltigkeitsthemas in der Holding dienen sollen. 

Weitere Sitzungsthemen waren die Finanzierung von Ethikarbeit, das weitere Vorgehen bei der Etablierung von Standards in der Ethikberatung, die Besprechung des sogenannten „besonderen Falls“ und die Vorstellung des trägerübergreifenden Films zum Thema Suizidassistenz.  

Im Zusammenhang mit einer Nachbesprechung zum Gespräch mit Dr. Reidegeld und Grafe wurden verschiedene Maßnahmen vorgestellt, die im Nachgang des Gespräches angestoßen wurden. Es sind  erstens Maßnahmen zur Steigerung des Bekanntheitsgrades der Ethikarbeit im Verbund und den Regionen (Ethik als Thema auf der Verbundhomepage, Neukonzeption des Newsletters EthiKette, Steigerung der Social-Media-Aktivitäten) und zweitens Maßnahmen zur Steigerung der Wirksamkeit der Ethikarbeit (Ethikkonferenzen, Implementierung von Teams etc.) 

3. Sitzung am 20.10., ordentlich und digital 

In der Sitzung am 20.10. stand ein erster Austausch zum Thema Transgender/Diversity im Mittelpunkt. Einführend gab Andreas Schoch einen Überblick über die aktuelle Rechtslage. Wiederum wurde der „besondere Fall“ vorgestellt und diskutiert. Außerdem ging es um das im Nachgang des Gesprächs mit Dr. Reidegeld und Grafe entwickelte Konzept von überregionalen Ethikkonferenzen zum Zwecke des Austausches und der Fortbildung für Mitglieder von Ethikkomitees im Alexianer-Verbund. 

Details zu den einzelnen Punkten können den Protokollen der Sitzungen und den jeweiligen Anlagen entnommen werden. Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an das Referat CELS. 


Ausblick auf das Jahr 2024 – was steht an in der Ethik?

Was wird uns das Jahr 2024 in Sachen Ethik bringen? Einige Veranstaltungen und Themen, mit denen sich die Ethik der Alexiaenr beschäftigen wird, stehen schon fest.

Zentrales Ethikkomitee

Mitglieder: Das zentrale Ethikkomitee wird im Jahr 2024 weiter wachsen, da weitere Vertreter aus den Alexianer-Regionen aufgenommen werden. Dies gilt insbesondere für die anhängigen Entsendungen aus dem Bethlehem-Gesundheitszentrum in Stolberg, Aachen-Städteregion, sowie der Alexianer-Region Köln/Rhein-Sieg.  

Sitzungen: Für das Jahr 2024 sind zwei ordentliche Sitzungen geplant, wobei die erste vom 25. bis 26. April 2024 als Präsenzsitzung in Berlin, die zweite am 7. November, als Online-Sitzung stattfinden wird.  

Themen

Das kommende Jahr hält verschiedene Themen bereit, mit denen sich die Ethikarbeit der Alexianer schwerpunktmäßig beschäftigen wird. Dies sind exemplarisch: 

Assistierter Suizid 

Das Thema hat Ende des letzten Jahres für den Alexianer-Verbund eine neue Dringlichkeit erfahren. Aus diesem Grund soll bereits früh im Jahr eine Richtlinie für den Umgang mit Wünschen nach assistiertem Suizid durch Bewohner*innen, Patient*innen und Klient*innen auf den Weg gebracht werden.  

Transgender und Diversity 

Derzeit arbeitet eine sich aus dem Kreis der Ethikbeauftragten Katholischer Träger des Gesundheits- und Sozialwesens zusammensetzende Arbeitsgruppe auch unter Beteiligung der Alexianer, an der Erstellung einer Richtlinie bzw. Handlungsempfehlung für den Umgang mit Trans-Personen. Der Entwurf der Arbeitsgruppe wird durch das Ethikkomitee besprochen und ggf. dem Rat für christliche Werteorientierung und Seelsorge zur Verabschiedung vorgelegt. Das Dokument soll eine Orientierung für einen sicheren Umgang im Miteinander bieten.  

Digitalisierung ethischer Strukturen 

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens schreitet unaufhaltsam voran. Dabei ist nicht nur die ethische Reflexion dieser Entwicklung geboten, vielmehr sollen auch die Strukturen der ethischen Arbeit davon profitieren. Welche Möglichkeiten bieten sich hier etwa für die Dokumentation ethischer Fallbesprechungen? Wie können Vorlagen und Dokumente niedrigschwellig digital zur Verfügung gestellt werden? Können Schulungen im Bereich der Ethik digital durchgeführt werden? Diesen und anderen Fragen wollen wir uns im Jahr 2024 widmen. 

Die Zukunft der Medizin 

Eine viel skizzierte Zukunft der Medizin, in der Krankheit und Altern überwunden scheinen und die Menschen gesund und ewig jung bleiben, ist weiteres Schwerpunktthema der ethischen Arbeit, dem sich das Symposium der Alexianer am 13. November 2024 in Berlin widmen wird.  

Nachhaltigkeit  

Die Nachhaltigkeit wird auch 2024 weiter ein Thema der ethischen Arbeit bleiben. So wird das Ethikkomitee nach der Erfassung der Nachhaltigkeitsaktivitäten des Verbundes die Aufgabe übernehmen, Resonanzgruppe zum Status Quo zu sein sowie Maßnahmen zu erarbeiten und Ziele aus Perspektive der Ethik zu definieren.  


Der besondere Fall

Der besondere Fall ist der Zeitschrift "Ethik in der Medizin" entnommen und steht diese Mal unter der Fragestellung: Prolongierte medikamentöse (palliative?) Sedierung bei nicht behandelbarer Depression? 

Der 81-jährige Herr B. ist seit über 40 Jahren wegen einer rezidivierenden depressiven Störung in psychiatrischer Behandlung. Die Erkrankung lässt sich nur schwierig einstellen. Zudem besteht seit sieben Jahren ein arzneimittelinduziertes Parkinson-Syndrom und neuerding der Verdachtauf eine neurodegenerative Demenz. Es treten im Rahmen der genannten Erkrankungen phasenweise auch psychotische Symptome auf.  [weiterlesen] 

Der besondere Fall ist eine neue Rubrik, in der Fälle aus unseren Häusern und darüber hinaus vorgestellt werden. DIe FÄlle sind aus einer ethischen Perspektive komplex und daher besprechenswert.  


Veranstaltungshinweise

Care-Week 
10.-13.06.2024 in Brilon Thülen 

Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr findet auch 2024 wieder die Care-Week in Brilon-Thülen statt. Jeweils von Montag bis Dienstag sowie von Mittwoch bis Donnerstag werden Pflegekräfte des gesamten Alexianer-Verbundes eingeladen, zusammen in verschiedenen Workshops inhaltlich zu arbeiten sowie auf zwei Festivalabenden miteinander zu feiern, sich auszutauschen und zu vernetzen. Auch die Ethikarbeit wird auf der Care-Week wieder einen großen Stellenwert haben. Mehr Informationen finden Sie hier. 


Ethikkonferenz Ost
07.10.2024 in Berlin 

Die erste Ethikkonferenz des Alexianerverbundes findet in Berlin statt. Die Idee der Ethikkonferenzen ist es, pro Jahr eine Ethikkonferenz als Fortbildung zu einem fachlichen Thema abzuhalten. Dabei sollen die Alexianer-Regionen im Rotationsprinzip berücksichtigt werden. Beginnen wird in diesem Jahr die Region Ost mit den Alexianer-Regionen Potsdam, Berlin-Weißensee, Berlin-Hedwig und Sachsen-Anhalt. Im Jahr 2025 wird die Region Südwest mit den Alexianerregionen Köln/Rhein-Sieg, Aachen Städteregion, Aachen Vianobis und Dernbach Ort der Konferenz sein. Im Jahr 2026 findet die Veranstaltung dann in der Region West mit den Alexianerregionen Münster, Münster-Misericordia, Krefeld/Düsseldorf und Hochsauerland statt. Durch die Teilnahme an den Konferenzen können die Mitarbeitenden ihre fachlichen Kenntnisse erweitern, sich mit aktuellen ethischen Fragestellungen auseinandersetzen und sich untereinander vernetzen. 


Ethik-Symposium
13.11. 2024 in Berlin 

Die Zukunft der Medizin scheint verheißungsvoll: Krankheit und Altern werden überwunden, die Menschen bleiben gesund und ewig jung. Schon jetzt finden Bücher wie Nina Ruges „Altern wird heilbar“ reißenden Absatz, medizinische Trend-Themen wie „longevity“ als die Lehre des gesunden und langen Lebens werden immer präsenter. Ermöglicht durch eine biologische Grundlagenforschung, die den molekularen Bauplan entschlüsseln und Genstränge verändern kann, die epigenetischen Schalter kennt und die Funktion von Proteinen und Botenstoffe, realisiert durch das richtige, gesunde Verhalten von Kindesbeinen an, durch Selbstoptimierung und gesundes Leben, sekundiert durch eine fortschreitende Digitalisierung, deren riesige Datenmengen (Big Data) den Menschen bis ins kleinste Detail ausrechenbar machen. Eine durch Daten gefütterte Künstliche Intelligenz könnte zu Erkenntnisse über Gesundheit und Krankheit in nie dagewesenem Ausmaß gelangen und eine menschlichen Diagnostik obsolet machen. Wer körperlich optimiert und digital vermessen ist, muss nicht mehr krank werden, wer nicht krank ist, bedarf keiner Heilung. Dies wäre das Ende des Arztberufes wie wir ihn kennen, es wäre das der Medizin. Eine schöne neue Welt?  

Das Symposium soll diese und weitere Frage beleuchten. Wie wird die Medizin der Zukunft aussehen und welche ethischen Implikationen bringen die skizzierten Entwicklungen mit sich? 


Zentrales Ethikkomitee der Alexianer
25. – 26. April Präsenzsitzung in Berlin


Ethikkonferenz Ost der Alexianer
07. Oktober 


Zentrales Ethikkomitee der Alexianer
7. November, Online-Sitzung  


Ethik-Symposium „Die Zukunft der Medizin“
13. November, Katholische Akademie Berlin 

 


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