Frauke Konietzny

Wir stellen beispielhaft Alexianerinnen und Alexianer vor, die Besonderes leisten. Tag für Tag, Woche für Woche. Heute: Frauke Konietzny, Ehrenamtliche auf der Station für kinderneurologische Früh-Rehabilitation im Clemenshospital in Münster.

Frauke Konietzny ist fast 88 Jahre alt und sie verschenkt Zeit: An Kinder, die auf der Station für kinderneurologische Früh-Rehabilitation im Clemenshospital in Münster liegen. Und das für Wochen, manchmal auch für Monate. Und sie schenkt den Eltern und anderen Familienmitgliedern dieser Kinder Zeit, damit sie mal wieder den Kopf freibekommen oder einfach Dinge erledigen können, die liegengeblieben sind.

„Manche Kinder haben von Geburt an einen Gendefekt mit schwerwiegenden neurologischen Folgen, andere einen Unfall oder sie wurden misshandelt. Viele sind so klein, dass sie noch nicht sprechen können, manche können nicht mehr sprechen. Ich darf für sie da sein, sie ein Stück weit begleiten", erzählt Frauke Konietzny.

Sie liest den Kindern vor, hält ihre Hand, summt ein Lied. Bevor sie ihre Vertrauensperson werden darf, werden alle Beteiligten gefragt, ob das für sie in Ordnung ist: „Die Mitarbeitenden der Klinik sprechen mit den Eltern, dann wird mir die Situation des Kindes geschildert und ich werde gefragt, ob ich mir vorstellen kann für ein Kind da zu sein." Zuletzt stellt Frauke Konietzny diese Frage den Eltern und auch dem Kind, engagiert sich erst nach deren Zustimmung.

Nicht nur die Situation der Kinder verändert sich durch einen Krankenhausaufenthalt: Das Leben der Eltern gerät völlig aus den Fugen, wenn es sich um eine plötzliche Erkrankung handelt. Für diese Eltern, aber auch für die, deren Kinder eine angeborene Erkrankung haben, schafft sie Freiräume. Und weil es in NRW und anderen Bundesländern nur wenige stationäre Angebote wie im Clemenshospital gibt, liegt der eigentliche Lebensmittelpunkt der Eltern oft sehr weit von Münster entfernt.

Während eines eigenen Aufenthalts im Clemenshospitals hat Frauke Konietzny - die auf der Station eher als "Oma Frauke" ein Begriff ist, denn unter ihrem vollen Namen bekannt ist - viele Gespräche mit Ärzten geführt, auch über ihre eigene Erkrankung von damals hinaus. Das ist nun mehr als 20 Jahre her, und seit ihrer Pensionierung hat die ehemalige Grund- und Hauptschullehrerin unzählige Male ihre Zeit verschenkt.

Ihr erster Patient hieß Sven, war fünf Jahre alt, querschnittsgelähmt und lag im Wachkoma, seine Eltern lebten in Hessen. „Ich habe ihm vorgelesen, für ihn gesungen und seine stets verkrampfte Hand gehalten – und die hat sich mit der Zeit, wenn ich bei ihm war, entkrampft." Erkannt habe er sie bereits von Weitem an ihrem Schritt. „Als Sven in einer geeigneten Einrichtung in der Nähe seiner Eltern untergebracht wurde, fing er beim Abschied hier bitterlich an zu weinen."

Im Laufe der Jahrzehnte hat sie viele ähnliche Situationen erlebt, sie mit anderen Ehrenamtlichen, mit Schwestern und Ärzten reflektiert. Sie sagt: „Mich fasziniert, was Leben bedeutet, was es aushalten kann. Und wie wenig es manchmal braucht, um einen kleinen Menschen in einer schwierigen Situation wieder ein wenig aufzumuntern und auch für die Eltern eine Vertrauensperson sein zu können - oft auch über die gemeinsame Zeit im Clemenshospital hinaus."