Wir stellen beispielhaft Alexianer vor, die Besonderes leisten. Tag für Tag, Woche für Woche. Heute: Martina Schuchhardt (58), Leiterin des Alexianer Reittherapiezentrums der Alexianer Münster GmbH in Münster-Amelsbüren.
Martina kommt aus Ennepetal und wusste schon als Kind, dass sie einmal mit Pferd und Mensch arbeiten wollte. Weil sie allerdings noch keine 18 Jahre alt war und somit unter das Jugendarbeitsschutzgesetz fiel – im Reitbetrieb müssen die Pferde auch am Wochenende versorgt werden, was Jugendliche nicht dürfen – konnte sie nicht direkt nach der Schule mit der Wunschausbildung beginnen. Sie absolvierte eine Konditorlehre. Anschließend schloss sie die Ausbildung zur Pferdewirtin/Bereiterin bei Dr. Reiner Klimke ab, dem Dressur-Olympiasieger von 1984. Martina leitete viele Jahre Dr. Klimkes Reitschulbetrieb im Verein St. Georg, bis dieser verstarb. Als die Alexianer die Idee entwickelten den Reittherapiebetrieb mehr nach außen zu öffnen, boten sie ihr die Leitung des Reittherapiezentrums an.
Martina zögerte nicht lange. Die Arbeit mit Mensch und Tier war schon immer ihre Berufung. „Ich finde es nach wie vor total spannend zu beobachten, wie Mensch und Tier in verschiedenen Konstellationen manchmal zueinanderfinden oder auch nicht. Manche Pferde geben sich sehr viel Mühe, es dem Reiter recht zu machen, andere suchen sich ihre Nischen, um sich der Arbeit zu entziehen. Die Herausforderung ist hier, Reiter und Pferd in Einklang zu bringen.“
Martinas Team setzt sich aus sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen, drei von ihnen sind integrative Kräfte aus den Alexianer Werkstätten. Sie selbst besitzt eine Zusatzausbildung des deutschen Kuratoriums für therapeutisches Reiten. Außerdem ist sie überwiegend im Reitsport unterwegs und begleitet die Reiterinnen und Reiter zu den Special Olympics. Erst vor wenigen Wochen gewann einer ihrer Schützlinge Gold bei den Nationalen Special Olympics in Berlin. Um Menschen mit Handicap die Chance zu ermöglichen auch an internationalen Wettkämpfen teilnehmen zu können, überwand Martina sogar ihre Flugangst. Heute liebt sie es, zu reisen.
Beim Reitsport achtet sie darauf, dass der Reiter lernt sich seinen Möglichkeiten entsprechend auf ein Pferd einzustellen. Ihre Aufgabe ist es, den Reiter so zu stärken, Sicherheit zu geben und auszubilden, dass dieser sich auf unterschiedlichen Pferden wohlfühlt. Das ist deshalb wichtig, weil die eigenen Pferde nicht zu internationalen Wettkämpfen mitgenommen werden können. „Das Tier nimmt den Menschen so an wie er ist, ohne irgendwelche Vorbehalte, unerheblich, ob ein Handicap existiert oder nicht. Oft nehmen die Pferde sogar vermehrt Rücksicht auf Reiter mit Behinderung“, erzählt sie.
Und dann kann Großartiges passieren: Auf dem Rücken der Pferde wachsen Menschen mit Behinderungen häufig über sich hinaus und können Leistungen erbringen, die ihnen vorher keiner zugetraut hätte. Zugleich ist aber auch die Gesundheit und Zufriedenheit der Tiere maßgeblich für den Erfolg der Therapie. Im Reittherapiezentrum werden also gleich beide therapiert: Pferd und Mensch.