Kopfsprung ins Krankenhaus

Ein Patient mit Kopfverband und Halskrause steht neben einem Arzt
Oberarzt Dr. Panagiotis Fistouris (r.) und Janik Schäfer freuen sich, dass der schnelle Eingriff Schlimmeres verhindert hat.

, Clemenshospital, Münster

Sprung in den Kanal hätte fast im Rollstuhl geendet |

Der Sommer ist da und mit ihm zahllose Menschen, die den Dortmund-Ems-Kanal oder andere Gewässer als kostenloses Freibad nutzen. Doch die so friedlich wirkenden Gewässer bergen Gefahren, das wissen Janik Schäfer und Maximilian Schiller inzwischen besser, als ihnen lieb ist. Der Sprung ins kühle Nass hätte für die jungen Männer fast ein Leben im Rollstuhl zur Folge gehabt.

„Unabhängig voneinander sind die beiden im Abstand von nur zwei Stunden zu uns in die Notaufnahme des Clemenshospitals gekommen. Beide mit schweren Verletzungen an der Wirbelsäule, die sofortiges Handeln erforderten“, berichtet Dr. Panagiotis Fistouris, Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie des Krankenhauses aus dem Alexianer-Verbund. Während Schäfer beim Sprung aus einem Schlauchboot abrutschte und mit dem Kopf auf einem Stein aufschlug, war es bei Schiller der Kopfsprung von der Spundwand, der fatale Folgen hatte. „Fünf Meter neben mir sind die Leute auch problemlos von der Spundwand in den Kanal gesprungen, an meiner Stelle war das Wasser aber weniger tief, das konnte man vom Ufer aus nicht sehen“, berichtet der 25-Jährige.

Große Kopfplatzwunden schienen bei beiden Unfallopfern zunächst das Hauptproblem zu sein. Der Notarzt, der Janik Schäfer im Rettungswagen begleitete, wurde jedoch hellhörig, als sein Patient über zusätzliche Nackenschmerzen klagte. „Sofort sagte er dem Fahrer, dass es sicherer sei, in das Clemenshospital zu fahren, das über eine Klinik für Neurochirurgie verfügt“, erinnert sich der 26-Jährige. Das war vermutlich sein Glück. „Vom Schockraum wurde der Patient erst in den CT und von dort sofort in den OP gebracht. Der sechste Halswirbelkörper war an mehreren Stellen gebrochen und das empfindliche Rückenmark verschoben. Der Zeitfaktor war hier sehr wichtig, damit der Patient keine Querschnittlähmung erleidet“, berichtet Fistouris.

Während eines komplizierten Eingriffs wurde der zerstörte Wirbelkörper vorne entfernt, durch einen künstlichen aus Titan ersetzt und von hinten gegenstabilisiert. Das Rückenmark wurde so wieder in die richtige Achse gebracht. Bei Maximilian Schiller konnte der gebrochene Wirbelkörper der Brustwirbelsäule mit Schrauben und Metallstäben hinten stabilisiert werden. Jetzt liegen beide im selben Zimmer des Clemenshospitals und sehen ihrer Entlassung entgegen. „Ich werde nie wieder einen Kopfsprung machen“, ist sich Schiller sicher.

„Wir erleben in jedem Jahr während der Sommermonate solche oder ähnliche Unfälle, die von Kopfsprüngen in den Kanal oder andere Gewässer herrühren“, berichtet die Chefärztin der Klinik für Neurochirurgie des Clemenshospitals, Prof. Dr. Uta Schick. Eindringlich plädiert sie dafür, nicht in ein unbekanntes Gewässer zu springen, die Gefahr sei viel zu groß.