Die Hebammen des Alexianer St. Josefs-Krankenhauses Potsdam wechseln zum 1. November 2025 von der ursprünglich freiberuflichen Tätigkeit als Beleghebammen in ein tarifliches Angestelltenverhältnis als Klinikhebammen. Damit reagieren Krankenhausleitung und Hebammenteam auf die zunehmenden wirtschaftlichen Herausforderungen freiberuflicher Hebammen, Das bewährte und erfolgreiche Konzept einer individuellen und selbstbestimmten Geburtshilfe ist damit gesichert.
Wirtschaftlicher Druck nimmt zu
„In den vergangenen Monaten wurde deutlich, dass sich die wirtschaftliche Situation freiberuflicher Hebammen ab November bundesweit spürbar verschärfen wird. Durch die zum 01.11.2025 in Kraft tretenden Anpassungen im Hebammenhilfevertrag rechnen wir, wie viele andere Beleghebammen auch, mit Einkommenseinbußen von bis zu 30 Prozent“, erklärt Antje Schulz, künftig festangestellte Hebamme am St. Josefs-Krankenhaus. Hinzu kommen stark gestiegene Versicherungskosten sowie höhere Ausgaben für Material, Raum- und Verwaltung. Immer mehr Hebammen und Kliniken suchen daher nach stabilen und zukunftsfähigen Beschäftigungsformen. „Nach einem ersten Schockmoment im April und einem intensiven Brainstorming im Team haben wir gemeinsam mit der Klinikleitung proaktiv eine Lösung gefunden. Wir sind sehr erleichtert und dankbar. So können wir die Geburtshilfe am St. Josefs in neuer Organisationsform fortführen, ohne unsere bewährten Strukturen aufzugeben“, ergänzt Hebamme Luisa Hamann erfreut.
Vergütungsverhandlungen gefährden das Beleghebammensystem
Die Selbstverwaltung hat mit den jüngsten Vergütungsverhandlungen ein bislang für alle Seiten tragfähiges Beleghebammensystem faktisch abgeschafft. „Wir erleben, wie sich die finanziellen Rahmenbedingungen für freiberufliche Hebammen kontinuierlich verschlechtern. Statt einer längst notwendigen Anhebung wurde die Vergütung nun insgesamt reduziert. Nach Jahren stetig steigender Versicherungsprämien macht dies die Tätigkeit als Beleghebamme inzwischen völlig unattraktiv. Umso wichtiger war es uns, gemeinsam eine Lösung zu finden, die Sicherheit gibt, die Vorteile des Beleghebammensystems in einer neuen Struktur erhält und zugleich unsere Haltung zu einer individuellen, selbstbestimmten Geburt bewahrt“, sagt Alexander Mommert, Regionalgeschäftsführer des St. Josefs-Krankenhauses Potsdam.
Sicherheit für Hebammen - Qualität für Familien
Mit dem Wechsel in die Festanstellung bleiben sowohl der bisherige Versorgungsschlüssel als auch das bewährte geburtshilfliche Konzept vollständig erhalten. Rund 700 Geburten jährlich begleiten die Hebammen gemeinsam mit dem Pflegeteam der Wochenbettstation und den Ärztinnen und Ärzten der Klinik. In moderner Ausstattung, bei hohem medizinischem Standard und in familiärer Atmosphäre. „Unsere Hebammen tragen entscheidend dazu bei, dass werdende Eltern sich bei uns gut aufgehoben fühlen, menschlich wie medizinisch“, betont Dr. Siegfried Schlag, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. „Mit dem neuen Modell schaffen wir langfristige Sicherheit für die Hebammen und stellen zugleich sicher, dass unser hoher geburtshilflicher Standard erhalten bleibt.“