WN und Alexianer informierten – großes Interesse beim hybriden Alex-Talk zum Thema „Neurodivergenz“:
„Neurotypisch zu sein, ist nur eine von vielen neuronalen Möglichkeiten, die dominante, aber nicht unbedingt die beste…“. Mit diesem Zitat von Harvey Blume, einem bekannten Verfechter der Neurodivergenz-Bewegung, brachte Diplom-Psychologe Thomas Miebach gleich zu Beginn eine Essenz seines Vortrages auf den Punkt: „Es geht beim Neurodivergenz-Konzept um Akzeptanz und Toleranz und auch um einen Blick auf die Stärken neurodivergenter Menschen“.
Und es gehe dabei letztlich auch um die Haltung als Therapeut, aber auch politisch habe die neurodivergente Betrachtung eine Relevanz und gewinne gesellschaftlich wie auch wissenschaftlich-medizinisch immer mehr Bedeutung.
Je nach Weite der begrifflichen Einordnung werden bis zu 25 Prozent der Bevölkerung als neurodivergent betrachtet und diese relativ große Betroffenheit spiegelte sich an diesem Abend auch in einem großen Zuschauerinteresse vor Ort und an den Bildschirmen zuhause wider.
Zu häufigen neurodivergenten Ausprägungen werden zum Beispiel ADHS, Autismus, Lernstörungen oder auch Hochsensitivität gezählt. Nach weiteren Definitionen gehören ebenso Depressionen, bipolare Störungen, Zwangsstörungen, Hochbegabung und andere Auffälligkeiten dazu.
Noch immer gehe das „Anders sein“ bei vielen Betroffenen im Alltag mit vielen Herausforderungen einher. Ob in der Schule, im Job oder auch in Partnerschaft und Familie – Neurodivergente haben oft ein Vielfaches an Anstrengungen und Anpassungsdruck auszuhalten, um in der von neurotypischen Menschen dominierten Welt zu bestehen. Ihre eigene Wahrnehmung sei oft von dem Gefühl geprägt, dass mit ihnen „etwas nicht stimme“ oder sie eben „falsch“ seien.
„Reiß Dich doch zusammen, streng Dich einfach mehr an, gib` Dir mehr Mühe“ seien häufige Sprüche von Mitmenschen, die bei neurodivergenten Menschen das Gefühl des „Falsch seins“ noch untermauerten.
Am Abend wurde deutlich, dass die eindeutige Begriffs- und Standortbestimmung sich genauso schwierig gestaltet wie die Eingrenzung, wer sich letztlich als neurodivergent betrachten könne. Doch der Alexianer-Experte der EOS-Klinik Münster betonte:
„Im Vordergrund steht auch nicht die exakte Kategorisierung und der Ansatz, das Anderssein schön zu reden oder eindeutige Diagnosen zu verharmlosen. Sondern es geht vielmehr um die grundlegende Haltung gegenüber neurodivergenten Menschen. Zum Beispiel neurobiologische Vielfalt letztlich auch als bereichernd für die Gesellschaft zu betrachten und noch toleranter und besser die Rahmenbedingungen für ein gutes Miteinander zu gestalten“.
Stream zum Talk unter: www.alexianer-muenster.de/unternehmen/aktuelles/mediathek