Abschied von der Kapelle im Alexianer Martinistift

, Alexianer Martinistift GmbH, Nottuln

Profanierung markiert tiefen Einschnitt und eröffnet zugleich neue Perspektiven.

Am 15. November 2025 erlebte die gut 100 Jahre alte Kapelle auf dem Gelände des Alexianer Martinistifts in Appelhülsen einen ihrer bedeutendsten und zugleich traurigsten Momente. In einer halbstündigen Zeremonie wurde das Gotteshaus profaniert, womit die kirchliche Nutzung offiziell endet. Rund sechzig Menschen aus der Nachbarschaft kamen, um Abschied zu nehmen. Viele waren sichtlich bewegt, darunter eine Frau, die in der Kapelle geheiratet hat und später auch ihre Kinder dort taufen ließ.

Die Profanierung, die kirchenrechtlich den Status der Entwidmung besiegelt, nahmen Dr. Jochen Reidegeld, ehemaliger Seelsorger im Alexianer Martinistift, und Pfarrdechant Norbert Caßens vor. Was auf dem Papier als Verwaltungsakt erscheint, wurde in der Kapelle zu einem bewegenden Abschied von einem Ort, der Generationen begleitet hat.

„Mit dieser Kapelle sind so viele Erinnerungen verbunden“, betonte Caßens. Taufen, Hochzeiten, Firmungen und Trauerfeiern prägten über Jahrzehnte das Gemeindeleben. Doch die Zeiten haben sich verändert.

Diakon Stefan Pölling beschrieb diesen Wandel deutlich: „Bis auf wenige Ausnahmen haben nahezu alle Jugendlichen hier keine kirchliche Sozialisation erfahren. Klassische Gottesdienste erreichen sie immer weniger.“ Die Pandemie, fehlendes Personal und der generelle Rückgang traditioneller Gottesdienstformen hätten zusätzlich dazu geführt, dass seit Jahren kaum regelmäßige Feiern stattfinden.

Hinzu kommt der bauliche Zustand: Die Kapelle aus dem Jahr 1912 ist dringend renovierungsbedürftig und kann für öffentliche Gottesdienste nicht mehr genutzt werden.

Trotz der Profanierung bedeutet dies weder das Ende der seelsorglichen Arbeit im Martinistift noch das Aus für das Gebäude. Geschäftsführer Andreas Schmitz betonte: „Die Kapelle ist das einzige historische Gebäude aus der Gründerzeit. Wir wollen sie als Wahrzeichen des Martinistifts so lange wie möglich erhalten.“

Für die Zukunft ist eine neue Nutzung vorgesehen. „Wir werden ihn als Ort für niedrigschwellige Angebote auf der Suche nach Spiritualität nutzen“, erklärte Schmitz. Darüber hinaus sind kulturelle Formate wie Lesungen, kleine Konzerte und Theateraufführungen denkbar, mit denen sich das Martinistift weiter zur Gesellschaft öffnen möchte.

Im Anschluss an die Profanierungszeremonie fand ein gemeinsames Beisammensein statt, das Raum zum Austausch und für persönliche Gespräche bot. Dabei hatten die Anwesenden Gelegenheit, ihre Trauer zu teilen, Erinnerungen zu reflektieren und gemeinsam Abschied zu nehmen.