Das Kombinationspräparat ist hochwirksam im fortgeschrittenen Krankheitsstadium.
Die Klinik für Neurologie an der Alexianer Klinik Bosse Wittenberg wendet als eine der ersten Kliniken im Osten Deutschlands eine neuartige Medikamentenpumpe (Lecigon-Pumpe) für die Behandlung von Parkinson-Patienten an. Die Kombinationspumpe hilft Erkrankten im fortgeschrittenen Stadium des Morbus Parkinson.
Erst im Februar 2021 hatte die Pumpe die deutsche Arzneimittelzulassung erhalten. Bereits seit März behandelt die Wittenberger Parkinson-Fachklinik Patienten erfolgreich damit.
Kombinations-Pumpe übertrifft Wirksamkeit von Tabletten und einfacher Dopamin-Pumpe
Bei der Parkinson-Krankheit sterben zunehmend Nervenzellen im Gehirn ab, die den körpereigenen Botenstoff Dopamin produzieren. Durch den Dopaminmangel treten fortschreitende Bewegungsstörungen ein. Um dem entgegenzuwirken, hat die Medizin bisher vor allem auf oral einzunehmende Tabletten gesetzt. Diese müssen zunächst den Magen passieren, was zu einem enormen Wirkverlust führt.
Der natürliche Krankheitsverlauf führt nach etwa fünf Jahren zu erheblichen Schwankungen des Dopaminspiegels im Körper. „Die orale Einnahme verstärkt den ohnehin schwankenden Wirkspiegel zusätzlich“, erklärt Neurologie-Chefarzt Dr. Philipp Feige. Diese Wirkstofffluktuationen bringen dem Patienten unangenehme Nebenwirkungen, wie Schmerzen oder Freezing, das plötzliche Erstarren des Körpers.
Die Therapie mit der einfachen Dopaminpumpe sorgt für eine gleichmäßige Stimulation mit dem Wirkstoff Levodopa. Hierbei erhält der Patient eine Sonde in Höhe des Zwölffingerdarms gelegt, die dem Körper den Botenstoff in Gelform per Pumpe zuführt, unter Umgehung des Magens.
Die neue Kombinations-Pumpe wiederum steigert die Wirksamkeit zusätzlich. „Ihre Vorteile bestehen in der längeren Verfügbarkeit des Levodopa im Plasmaspiegel und in weniger Nebenwirkungen“, erklärt Chefarzt Dr. Philipp Feige.
Neben Dopamin enthält das Kombinationspräparat einen sogenannten COMT-Hemmer. Dieser blockiert Enzyme, die das Dopamin abbauen. Der COMT-Hemmer stabilisiert den Dopamin-Wirkspiegel im Blut und sorgt zudem für eine bessere Verwertung der Dopamingabe. Dank des COMT-Hemmers lässt sich rund ein Viertel der gewöhnlich benötigten Dosis einsparen.
Neue Qualität in der Parkinson-Therapie
„Die hochwirksame Kombination aus Dopamin und COMT-Hemmer erzielt eine neue Qualität in der Eskalationstherapie bei Morbus Parkinson“, ist Dr. Feige überzeugt.
Die Kombinationspumpe lässt sich per Fernsteuerung programmieren. Die Ärzte in der Klinik treffen die Voreinstellungen, der Patient kann Feinheiten manuell regeln.
Dr. Philipp Feige betont, dass die bisher gängige Oral-Therapie in der Frühphase und die Dopaminpumpe im fortgeschrittenen Krankheitsstadium weiterhin Teil des Behandlungsspektrums blieben.
Mehrere Patienten haben bereits profitiert
Die Patienten, die die Kombinationspumpe erhalten haben, leiden seit vielen Jahren an der unheilbaren Parkinson-Krankheit. „Die einfache Dopamin-Pumpe hatten sie nicht vertragen. Die maximal mögliche orale Tablettendosis genügte für die Behandlung nicht mehr“, so Dr. Philipp Feige. Ein dreitägiger Test des Kombi-Medikaments aus Dopamin und COMT-Hemmer per Nasensonde bekam den bisher behandelten Patienten gut. So konnten diese dauerhaft auf die Kombinationspumpe umsteigen. Seitdem sind die Patienten medikamentös gut eingestellt und haben keine Probleme. „Ich bin 73 Jahre alt und seit über 10 Jahren an Parkinson erkrankt. Nun bin ich fast vier Wochen wegen der neuen Therapie stationär und es hat sich gelohnt. Es geht mir viel besser“ , so der Patient Jürgen Wieprich aus Dessau-Roßlau.
Die Klinik für Neurologie an der Alexianer Klinik Bosse Wittenberg nimmt regelmäßig an Expertenworkshops des Herstellers teil. Hier tauschen die Neurologen ihre Erfahrungen mit dem Präparat aus.
„Künftig nehmen wir die Kombinationspumpe als zusätzliche Standard-Therapieoption in der Parkinson-Behandlung auf“, sagt Chefarzt Dr. Feige. „Unseren Netzwerkpartnern haben wir dieses Angebot kommuniziert“. Die Krankenversicherung trägt bei hinreichender Indikation die Kosten des neuen Medikaments.
Interessenten können sich gern in der Klinik für Neurologie unter (03491) 476 571 melden.