Viele Studien belegen: Die Zahl der psychischen Erkrankungen wächst. Auch in Aachen besteht ein wachsender Versorgungsbedarf. Vor einigen Wochen ist die Allgemeinpsychiatrische Tagesklinik der Alexianer in Aachen in neue Räume gezogen. Das verbesserte Platzangebot erlaubt auch eine Ausweitung der Leistungen. Die Alexianer Aachen GmbH stellte jetzt das Konzept der Tagesklinik in den neuen Räumen vor und informierte über die verbesserten Möglichkeiten.
Dabei spannt Privatdozent Dr. Michael Paulzen, Ärztlicher Direktor und Chefarzt des Alexianer Krankenhauses Aachen, den Bogen weiter: „Mitte 2017 wurden der Alexianer Aachen GmbH durch die Bezirksregierung für das Alexianer Krankenhaus Aachen 48 neue Plätze bewilligt, 40 zusätzliche stationäre Plätze und acht zusätzliche teilstationäre (also tagesklinische) Plätze.“ Dies sei in Zeiten des Bettenabbaus und von Krankenhausschließungen in Deutschland keine Selbstverständlichkeit, sondern Ausdruck der Wertschätzung und der Wichtigkeit der durch die Alexianer Aachen GmbH erbrachten Versorgungsleistungen für die Menschen in der Stadt und StädteRegion Aachen. Um alle Plätze einrichten zu können, benötige das Alexianer Krankenhaus Aachen einen Erweiterungsbau. Hierfür sei man in konkreten Planungen und auch schon in Abstimmungen mit der Stadt Aachen. Bis zur Fertigstellung des Neubaus realisieren die Alexianer die zusätzlichen Plätze, soweit dies möglich ist, im Bestand. So wurde durch eine optimierte Raumnutzung die Zahl der stationären und tagesklinischen Plätze seit Eingang des Bewilligungsbescheides bereits von 232 im Jahr 2017 bis Ende 2018 auf 260 erhöht und Anfang 2019 auf 272. „Aufgrund des hohen Aufnahmedrucks hat die Bezirksregierung Anfang 2019 zugestimmt, dass wir zwölf weitere stationäre Plätze bis zur Fertigstellung des Neubaus interimistisch tagesklinisch aufstellen dürfen“, berichtet Paulzen. „Sobald der Neubau bezogen ist, werden diese Plätze dann vollstationär im Krankenhaus stehen. Eine Maßnahme zur jetzigen interimistischen Umsetzung ist der Umzug unserer Allgemeinpsychiatrischen Tagesklinik in Aachen in die angemieteten Räume.“
Bis Ende 2018 befand sich die Allgemeinpsychiatrische Tagesklinik in Aachen mit zuletzt 16 Plätzen in einem Gebäudeteil auf dem zentralen Gelände des Alexianer Krankenhauses Aachen am Alexianergraben. Jetzt ist sie in die Johanniterstraße, ebenfalls im Zentrum von Aachen, umgezogen. Hier verfügt sie über knapp 286 Quadratmeter Fläche, zuvor waren es knapp 248 Quadratmeter. Die neuen Räume sind großzügig, hell, freundlich und modern.
Insgesamt betreiben die Alexianer in der Region vier Tageskliniken, zwei in Aachen sowie jeweils eine Tagesklinik in Simmerath und Stolberg. In Aachen gibt es neben der Allgemeinpsychiatrischen Tagesklinik noch eine Gerontopsychiatrische Tagesklinik, die Tagesklinik in Simmerath ist vorwiegend allgemeinpsychiatrisch ausgerichtet, die Tagesklinik in Stolberg allgemein- und gerontopsychiatrisch.
„Die tagesklinische Behandlung ist ein Behandlungsangebot für Patientinnen und Patienten, die mehr benötigen als eine ausschließlich ambulante Behandlung, aber nicht zwingend vollstationär in ein Krankenhaus aufgenommen werden müssen“, erläutert Antje Trauzeddel, stellvertretende Ärztliche Direktorin und Chefärztin des Alexianer Krankenhauses Aachen, konkret das Profil einer Tagesklinik (TK). „Sie kann auch eine Alternative zu einer vollstationären Krankenhausbehandlung darstellen oder diese verkürzen.“ Die Patientinnen und Patienten kommen werktags morgens in die Tagesklinik und kehren abends nach Hause zurück. Auch Wochenenden und Feiertage verbringen sie zu Hause. Was in der Tagesklinik erarbeitet wird, kann so direkt in der häuslichen Umgebung erprobt werden. „Die Patienten bleiben während der Behandlung eingebunden in Familie, Nachbarschaft und Freundeskreis. Die Therapie kann sich daher ständig auch auf diese Lebensbereiche beziehen“, verdeutlicht Trauzeddel.
„Wir behandeln Menschen im Alter von 18 bis 55 Jahren, die sich in einer seelischen Krise befinden oder an einer psychischen Erkrankung leiden, sofern sie nicht primär von einer Suchterkrankung betroffen sind“, beschreibt Funktionsoberarzt Christoph Kowalewski, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und ärztlicher Leiter der Tagesklinik, die Arbeit der Allgemeinpsychiatrischen Tagesklinik an der Johanniterstraße. Die therapeutische Leitung liegt bei dem Diplom-Psychologen und Psychologischen Psychotherapeuten Andreas Günther, Leitender Psychologe des Alexianer Krankenhauses Aachen.
„Die Ziele unserer tagesklinischen Behandlung sind der Aufbau und die Verbesserung der psychischen Stabilität und die möglichst vollständige Wiedereingliederung in das gewohnte private und berufliche Umfeld“, verdeutlicht Günther. Behandelte Krankheitsbilder sind beispielsweise Depressionen, Angststörungen, Traumafolgestörungen oder auch Persönlichkeitsstörungen. „Das moderne und vielfältige Therapiekonzept basiert auf einem methodenübergreifenden, ressourcenorientierten und soziotherapeutischen Ansatz nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“, erklärt Trauzeddel und nennt Beispiele: „Das Behandlungsangebot umfasst Einzel- und Gruppenpsychotherapie, eine individuelle medikamentöse Therapie, Ergotherapie, Physiotherapie, Musiktherapie, Entspannung und verschiedene Gruppen, etwa zur Stärkung der sozialen Kompetenzen oder zur Berufsvorbereitung.“ Eine Besonderheit sehen die Alexianer in der starken psychotherapeutischen Ausrichtung der Tagesklinik, die am neuen Standort inzwischen durchschnittlich 23 Patientinnen und Patienten aufnimmt.
Nicht nur der reine Platzgewinn ist eine Verbesserung: Im Unterschied zum alten Standort sind die neuen Räume per Aufzug erreichbar und komplett barrierefrei gestaltet. So können jetzt auch Menschen mit Behinderung aufgenommen werden. Und auch die Verlagerung weg vom Krankenhausgelände bietet weitere Vorteile. „Statt auf dem Krankenhausgelände sind wir jetzt viel stärker im Quartier verankert“, erklärt Pflegedirektor Stefan Stark die Verbesserung. „In der Tagesklinik geht es ja auch darum, mit den Patienten das Zurechtkommen im eigenen Alltag zu Hause und auch wieder am Arbeitsplatz zu trainieren.“ Er nennt ein einfaches Beispiel: „Wenn wir hier in der Tagesklinik ein gemeinsames Frühstück anbieten, dann kommt das nicht fertig aus der Krankenhausküche, sondern wir bereiten es tatsächlich hier gemeinsam vor. Wenn wir die Tagesklinik verlassen, sind wir mitten im städtischen Leben, nicht auf einem umschlossenen Gelände wie im Krankenhaus. So gestalten wir normalen Alltag.“ Organisatorisch von Vorteil ist, dass das Krankenhaus vom neuen Standort der Tagesklinik aus dennoch fußläufig gut erreichbar ist.
Das therapeutische Programm ist kompakt, doch zwischen den Therapien bleibt immer Raum für Aufenthalt und Austausch. Zugewiesen werden die Patienten vorwiegend über niedergelassene Fachärzte und Psychotherapeuten, manche kommen auch aus der stationären Krankenhausbehandlung in die Tagesklinik.
Wer sich über eine tagesklinische Behandlung informieren möchte, kann telefonisch einen Besichtigungstermin vereinbaren unter (0241) 47701-15710. Wenn die Behandlungsvoraussetzungen erfüllt sind, wird ein Vorgespräch vereinbart. Hierfür benötigen Patientinnen und Patienten eine Krankenhauseinweisung zur „tagesklinischen Behandlung“ von ihrem ambulanten Psychiater. Die Kosten der Behandlung werden von den Krankenkassen übernommen.