"Zum Greifen nah: Von den Anfängen des Denkens"

Tillmann Allert

Datum: 18.05.22, 19.00 Uhr

Veranstaltungsart: Autorenlesung

Mit Tilman Allert.

Der renommierte Soziologe und Autor Tilman Allert wird unter anderem aus seiner neuen Essaysammlung „Zum Greifen nah: Von den Anfängen des Denkens" lesen, die besonders mit der Episode „Mutterseelenallein“ eine weitere Perspektive auf das Projektthema eröffnet. Der Soziologe konzentriert sich auf die kleinen Details des Alltags, durch die er das gesamte System der Gesellschaft aufscheinen lässt. In einfühlsamen Miniaturen zeichnet er frühe Eindrücke des tastenden Ausgreifens in die Welt nach.

Auf Wegen und Umwegen durchstreifen wir ein Wunderland von Eindrücken. Im Anfang geschieht vieles gleichzeitig. Neugier zieht uns von diesem zum Nächsten wie Schmetterlinge von Blüte zu Blüte. Die Kindheit ist die goldene Zeit der Synthesis, der hohen affektiven Intensität. Paul Cézanne spricht von »sensations colorantes«. Die Ohren hören den Klang der Farben, und den Augen ist zum Singen zumute. Unsere Sinne tauschen sich aus, drängeln sich vor dem Unbekannten oder kommen sich am Ort des Geschehens ins Gehege. Sie lieben die Übertreibung, bekräftigen, übertönen sich bis zur Sabotage, ja zum scherzhaften Einspruch. Auf ihrem langen Weg zu den Dingen werden sie von diesen umspielt oder versinken in Konuren (...).

Tilman Allert, geboren 1947, studierte Soziologie in Freiburg, Tübingen und Frankfurt am Main. Seit 2000 ist er Professor für Soziologie und Sozialpsychologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Als Gastdozent lehrt er in Berlin, Tiflis und Eriwan. Er schreibt regelmäßig für verschiedene Tageszeitungen (u. a. für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, »Neue Zürcher Zeitung«, »Die Welt«). Bei zu Klampen ist zuletzt von ihm erschienen: »Der Mund ist aufgegangen. Vom Geschmack der Kindheit« (2016).