Alexianer St. Joseph-Krankenhaus an Entwicklung von intensiviertem Nachsorgeprogramm beteiligt
Seit Beginn des Jahres 2021 engagiert sich das Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee im Projekt RTW-PIA – Intensivierte Return to Work (RTW)-Nachsorge in psychiatrischen Institutsambulanzen von Versorgungskliniken. Das Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik ist einer von fünf Standorten des durch den Innovationsfonds geförderten Projekts, der beim gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) angesiedelten ist.
„Psychische Erkrankungen gehen mit langen Arbeitsunfähigkeitszeiten einher und sind der häufigste Grund für Frühverrentungen. Mit dem Projekt RTW-PIA, einer neuartigen Nachsorgeform, möchten wir dazu beitragen, dass psychisch erkrankte Arbeitnehmer nach qualifizierter medizinisch-therapeutischer Akutbehandlung gut und vor allem nachhaltig in das Arbeitsleben zurückfinden", erklärt Dr. med. Iris Hauth, Ärztliche Direktorin des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee, die sich für das Innovationsfonds-Projekt stark gemacht hat, da es aus ihrer Sicht eine hohe Relevanz sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft besitzt.
Ziel des Projekts RTW-PIA ist die Entwicklung und Überprüfung einer neuen Versorgungsform, die Arbeitnehmer nach einer psychischen Erkrankung im Wiedereingliederungsprozess an den bestehenden Arbeitsplatz länger begleitet.
Dass dies auch dem Wunsch vieler Patienten entspricht, weiß Dr. med. Florian Kampichler aus seiner Sprechstunde in der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) Prenzlauer Berg des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses: „Der Wiedereinstieg am Arbeitsplatz beschäftigt viele Patientinnen und Patienten, sobald die akute Symptomatik abklingt. Gerade nach einer Krise geht die Kontaktaufnahme mit Vorgesetzen und Kollegen aber auch mit großer Unsicherheit einher: Wann ist ein guter Zeitpunkt für den Wiedereinstieg? Ist meine Belastungsfähigkeit wiederhergestellt? Spreche ich Hintergründe meiner Krise an und wie kann mein Arbeitgeber mich unterstützen?. Dies sind wichtige Fragen, für die im Sprechstundentakt nur begrenzt Zeit ist", führt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie aus.
Eine erfolgreiche und nachhaltige Wiedereingliederung erfordert eine individuelle und aktive Auseinandersetzung mit der eigenen Erkrankung, aber auch mit den Anforderungen und Rahmenbedingungen der beruflichen Tätigkeit. Doch die Wiedereingliederung nach einer psychischen Erkrankung ist keine Aufgabe allein für den Arbeitnehmer. Auch der Arbeitgeber hat bestimmte Pflichten und Unterstützungsmöglichkeiten. Entscheidend sind die Zusammenarbeit der Akteure sowie die Kombination arbeitsbezogener und klinischer Maßnahmen.
Genau dies erfolgt in RTW-PIA: Ab Herbst 2021 sind die Vorbereitungen des RTW-Projektes im Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee, das unter oberärztlicher Leitung von Dr. med. Jolante Tuchman steht, abgeschlossen. Anschließend werden Patientinnen und Patienten mit bestehendem Arbeitsverhältnis gezielt im Hinblick auf die Teilnahme an der Studie angesprochen. Teilnehmer der Interventionsgruppe erhalten in der PIA Prenzlauer Berg Einzel- und Gruppentermine zur Unterstützung der Wiedereingliederung. Bei Bedarf und Zustimmung ist die Vernetzung mit betrieblichen Kontaktpersonen vorgesehen. Im Anschluss an die sechsmonatige intensive Begleitung erfolgt eine internetbasierte Intervention, um den Transfer des Gelernten in den Alltag zu unterstützen.
Das RTW-PIA-Projekt wird für vier Jahre mit Mitteln des Innovationsfonds gefördert. Der Innovationsfonds ist beim gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) angesiedelt und wurde mit dem Ziel eingerichtet, die Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung qualitativ weiterzuentwickeln. Für die Förderung qualifizieren sich neue Versorgungsformen, die auf eine Verbesserung der sektorenübergreifenden Versorgung abzielen und ein hinreichendes Potenzial aufweisen, in die Regelversorgung überführt zu werden. Das Projekt ermöglicht, betriebliche Maßnahmen der Wiedereingliederung enger mit der klinischen Behandlung zu verknüpfen.
„Das Return to Work-Projekt ist in der Psychiatrischen Institutsambulanz gut angesiedelt, da Patientinnen und Patienten ohne fachärztliche Versorgung nach einem stationären oder teilstationären Aufenthalt hier durch ein multiprofessionelles Team bedarfsorientiert begleitet werden können. Die Erarbeitung einer Beschäftigungsperspektive ist eine wichtige Ressource in der Genesung", stellt Hauth heraus.
Das Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee ist Teil eines Verbundes von fünf Kliniken, die das RTW-PIA-Projekt neu entwickeln und bis 2023 anbieten. Bei positiver Evaluation des Programms und des erarbeiteten Gruppenmanuals kann die Nachsorgeform in die Regelversorgung Psychiatrischer Institutsambulanzen überführt werden. Auf dieses Weise könnten bundesweit psychisch erkrankte Arbeitnehmer und ihre Betriebe bei der Wiedereingliederung am Arbeitsplatz in Zukunft länger Unterstützung erhalten.
Dipl.-Psych. Carlotta Schneller
Projektleitung und Koordination RTW-PIA, Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee