Was macht der Krieg mit unserer Psyche? Alexianer laden zur Fachtagung "Psychotraumatologie – Krieg und Trauma"

Dr. med. Iris Hauth
Dr. med. Iris Hauth

Mehrere Millionen Ukrainer haben ihr Land seit Kriegsbeginn bereits verlassen, allein Deutschland hat bislang mehr als 700.000 Geflüchtete aufgenommen. Vertreibung, Verlust von Angehörigen und Freunden und eine unsichere Zukunft bilden einen Rahmen, in dem die psychische Gesundheit der Geflüchteten dauerhaft Schaden nehmen kann. 

„Ein Drittel der Geflüchteten entwickelt Depressionen, Angststörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen", weiß Prof. Dr. Meryam Schouler-Ocak, Leitende Oberärztin der Psychiatrischen Institutsambulanz in der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus. 

Welche Unterstützung brauchen die Menschen in solch‘ einer Situation, was bedeutet der Ukraine-Krieg – und natürlich auch alle anderen kriegerischen Auseinandersetzungen – für das Gesundheitswesen, die Geflüchteten, aber auch für die hier lebenden Menschen aktuell und perspektivisch? Diese Fragestellungen werden von Experten bei der Fachveranstaltung „Psychotraumatologie –  Krieg und Trauma" am 30. Juni 2022 von 13.00 bis 17.00 Uhr in Berlin-Weißensee diskutiert. 

Ausgerichtet wird die Veranstaltung vom Alexianer Institut für Psychotraumatologie auf dem Gelände des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee. 

„Als Gesellschaft haben wir die Verpflichtung, die psychosoziale und psychologische Versorgung von Kriegsflüchtlingen und Vertriebenen sicherzustellen. Das stellt in erster Linie die Betroffenen, aber auch uns als Psychiater und Psychotherapeuten sowie das gesamte Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Diese Menschen alleinzulassen, ist keine Option – im fachlichen Austausch möchten wir daher Lösungswege aufzeigen und diskutieren", sagt Dr. Iris Hauth, Ärztliche Direktorin und Geschäftsführerin Alexianer St. Joseph Berlin-Weißensee GmbH, Mitglied der Erweiterten Geschäftsführung der Alexianer GmbH und verantwortlich für die Unternehmensentwicklung Psychiatrie.

„Zudem hat der Ukraine-Krieg alte Wunden aufgerissen – wer hätte es schon für möglich gehalten, dass es in Europa noch mal einen Krieg geben würde? Nach zwei Jahren Pandemie mit all ihren Einschränkungen und negativen Folgen für die Psyche vieler Menschen, schien gerade wieder ein einigermaßen normales Leben möglich – und dann bringen uns die Ereignisse in der Ukraine in die nächste dramatische Notlage", ergänzt Prof. Schouler-Ocak.

 Das Programm im Detail: 

  • 13:00 Uhr: Begrüßung durch Dr. Iris Hauth, Ärztliche Direktorin des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee, Mitglied der Erweiterten Geschäftsführung der Alexianer GmbH
  • 13:15 Uhr: Die Unterstützung Geflüchteter durch die ärztliche Selbstverwaltung – Eingliederung in die Regelversorgung und Defizite der Versorgung
    Referent: Dr. Robin Maitra, Menschenrechtsbeauftragter der Landesärztekammer Baden-Württemberg, Vorstandsmitglied der Deutschen Sektion der International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW)
  • 13:45 Uhr: Psychotherapeutische Versorgung von Geflüchteten 
     Referentin: Dr. Lea Gutz, Vizepräsidentin der Psychotherapeutenkammer Berlin
  • 14:15 Uhr: Wie gehen ukrainische Kolleg*innen mit der Traumatisierung um? 
    Referentin: Prof. Barbara Juen, Klinische und Gesundheitspsychologin Universität Innsbruck, Fachliche Leiterin Psychosoziale Dienste im Österreichischen Roten Kreuz
  • 15:15 Uhr: Folgen von Krieg – was macht der Krieg mit uns? 
    Referentin:  Prof. Dr. Meryam Schouler-Ocak, Leitende Oberärztin der Psychiatrischen Institutsambulanz in der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus
  • 15:30 Uhr: Psychosoziale Versorgung von Geflüchteten – Bedarfe und Angebote 
    Referentin: Claudia Schedlich, Leiterin Flüchtlingszentrum des Caritas Therapiezentrums für Menschen nach Folter und Flucht in Köln 
  • 15:45 Uhr: Integration ukrainischer Flüchtlinge in Dänemark 
     Referent: Prof. Dr. Robert Bering, Chefarzt Regionspsychiatrie Gødstrup, Dänemark
  • 16:00 Uhr: Welche Angebote werden für Geflüchteten aus der Ukraine gemacht? 
     Referent: Dr. Wail Diab, Leitung Tagesklinik Zentrum Überleben Berlin
  • 16:15 - 17:00 Uhr Podiumsdiskussion Thema: Welchen Einfluss hat der Krieg auf unser Gesundheitssystem?