„Selbstbestimmt und aktiv dem Dauerschmerz begegnen!“

Chronische Schmerzen
Interessante Einblicke in die Zusammenhänge zwischen chronischen Schmerzen und Psyche gaben beim Alex-Talk Prof. Dr. Judith Alferink (Chefärztin Alexianer Münster) und Dr. Dietrich Brückner, Schmerzexperte vom EVK Münster.

, EVK Münster – Alexianer Johannisstift GmbH Alexianer Münster GmbH

Prof. Dr. Judith Alferink (Alexianer Münster) und Dr. Dietrich Brückner (EVK Münster) zum Thema Schmerz und Psyche:

„Nehmen Sie Ihr Schmerzmanagement selbst in die Hand, denn der aktive Umgang mit den eigenen Schmerzen ist schon ein erster Schritt in die richtige Richtung", appellierte Dr. Dietrich Brückner an die Anwesenden.
Und auch das Verstehen rund um den eigenen Schmerz mitsamt seinen körperlichen, seelischen und sozialen Faktoren sei stets hilfreich, um selbst besser an den richtigen Stellschrauben den Teufelskreis der Schmerzen aktiv durchbrechen zu können.

Mit großem Interesse folgten beim jüngsten Alex-Talk viele Betroffene und Zuschauer vor Ort und an den Bildschirmen zuhause den Ausführungen des Schmerzexperten und Oberarztes, der als Leiter der Stationären Schmerztherapie im EVK Münster tagtäglich mit den verschiedensten Ausprägungen von chronischen Schmerzen zu tun hat. Gemeinsam mit seiner Alexianer-Kollegin Prof. Dr. Judith Alferink (Chefärztin des Alexianer Krankenhauses Münster) widmete sich Brückner umfassend den Zusammenhängen zwischen chronischen Schmerzen und Psyche. 

Dabei wurde schnell deutlich: Wie bei vielen anderen Erkrankungen spielt die enge Verzahnung zwischen den somatischen Symptomen und dem psychischen Befinden auch bei Dauerschmerzen eine große Rolle:
„So wird beispielsweise bereits bei der Schmerzwahrnehmung auch der für Emotionen zuständige Teil im Gehirn stets mit aktiviert, aus dem letztlich die Bewertung und Einordnung des Schmerzes resultiert“, erklärte Brückner. Insofern könne eine ähnliche Verletzung bei zwei Menschen ganz unterschiedlich schmerzhaft wahrgenommen werden. 

Wie eng Psyche und Schmerzen tatsächlich miteinander verknüpft sind, verdeutlichte Alferink anhand einiger Studien. So könne eine depressive Stimmung zum Beispiel auch die Wirksamkeit von Schmerzmedikamenten negativ beeinflussen, so das Ergebnis einer Studie hierzu.

Aber auch die eigene Haltung zur Krankheit, körperlichen Symptomen und anhaltenden Schlafproblemen können nachweislich zur Entwicklung von chronischen Schmerzen beitragen. „Menschen mit diesen Merkmalen haben ein etwa ein 12-fach erhöhtes Risiko, eine chronische Schmerzsymptomatik zu entwickeln“, erklärte Alferink. Auch schwere psychosoziale Belastungen wie etwa Trennung, Tod oder Krankheit von Angehörigen, Jobverlust oder finanzielle Sorgen können bei chronischen Schmerzen wie ein „Trigger“ wirken.

Nicht zuletzt spielten auch Kindheitstraumata und genetische Belastungen in die Entwicklung von Schmerzen wie auch Depressionen herein, beides seien ganz klar zusätzliche Risikofaktoren. „Bei beiden Erkrankungen gibt es zudem auch erstaunliche auffällige Parallelen im Gehirn von Betroffenen“, so Alferink und ergänzte: „Bei chronischen Schmerzen wie auch bei Depressionen kann man eine Verkleinerung im Bereich des Hippocampus erkennen“. Auch das unterstreiche noch einmal die enge Verzahnung von Depressionen und Schmerzen.

Beide Expert*innen betonten immer wieder die Bedeutung einer frühzeitigen Durchbrechung des Schmerzkarussells, etwa durch eine stationäre oder auch ambulante multimodale Schmerztherapie: „Begegnen Sie den vielfältigen Ausprägungen und Bestandteilen ihrer Schmerzen auf genauso vielen Ebenen und lernen Sie so, selbstständig und aktiv mit Ihren Schmerzen umzugehen!“.