Neue Auswege aus belastenden Erinnerungen

Alex Talk Trauma
Vor zahlreichen Zuschauer in der Waschküche und an den Bildschirmen zuhause erläuterten die beiden Alexianer-Expertinnen (v.l.) Dipl.-Psych. Stefanie Hellmann und Dr. med. Andrea Dlugos von der EOS-Klinik im Gespräch mit WN-Redakteur Stefan Werding das neue Behandlungskonzept DBT-PTBS bei schweren Traumatisierungen.

, Alexianer Münster GmbH EOS-Klinik, Münster

Alexianer-Expertinnen erläuterten neues Therapiekonzept bei komplexen Posttraumatischen Belastungsstörungen.

Traumatische Erfahrungen wie Kriegsereignisse, Naturkatastrophen oder Unfälle bleiben Bestandteile der eigenen Biografie. „Denn wir können die Erinnerungen nicht einfach löschen“, erklärte Dr. Andrea Dlugos, Leitende Oberärztin der EOS-Klinik für Psychotherapie. „Doch durch eine spezifische Therapie können wir aktive Trauma-Netzwerke verändern, das Erlebte akzeptieren und uns neu mit unseren Gefühlen und Gedanken ausrichten“. 

Wie genau das selbst bei komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen (kPTBS) gelingen kann, stellten die Alexianer-Expertin und ihre Kollegin Diplom-Psychologin Stefanie Hellmann beim jüngsten AlexTalk vor. Denn gerade für schwer traumatisierte Menschen, die über einen längeren Zeitraum wiederholt absichtlich verursachten Erlebnissen ausgesetzt sind, gibt es ein neues, effektives psychotherapeutisches Behandlungskonzept namens DBT-PTBS, welches in der EOS-Klinik etabliert wird.
Mit einem Fallbeispiel der 23-jährigen Patientin K., die im Alter von sechs bis zwölf Jahren einem sexuellen Missbrauch durch ihren Onkel ausgesetzt war, ergänzte Hellmann dabei sehr anschaulich, wie die einzelnen Therapieschritte bei diesem neuen Verfahren konkret aussehen. 
„Durch die Therapie erlernen die Patienten einen kontrollierteren Umgang mit dem Erlebten. Hierdurch werden Verarbeitungsprozesse ermöglicht und das Erlebte schmerzt nicht mehr so sehr.“, resümierte die Diplom-Psychologin.

Der neue Therapieansatz basiert auf vielen fein aufeinander abgestimmten Bausteinen: „Sehr intensiv widmen wir uns zunächst in der ersten Phase gemeinsam der Vorbereitung auf nachfolgende Therapieinhalte“, beschrieb Dlugos. „In großer Offenheit thematisieren wir dabei auch alle Ängste und Sorgen, klopfen aber auch das aktuelle soziale Netz der Betroffenen ab“, ergänzt Hellmann. 
Ein weiterer Baustein beinhalte die regelmäßige Reflektion des Befindens der Patient*innen über so genannten Tagebuchkarten. 

Sehr gute Erfahrungen machten die Therapeutinnen mit Wise-Mind-Übungen. „Bei diesen Achtsamkeitsübungen geht es darum, dass die Betroffenen durch eine Kombination von rationalem und emotionalem Wissen Gefühl und Verstand in Einklang bringen und zu einer anderen Haltung gegenüber sich und ihrer Umwelt gelangen“, erläuterte Dlugos und ergänzt: „Sie lernen, sich selbst aus einer mitfühlenden, gütigen und gelassenen Haltung zu begegnen.“ 
Bei der folgenden Expositionsphase, in der die traumatischen Erlebnisse in der Vorstellung erneut vergegenwärtigt werden, sei es sinnvoll, mit der belastendsten Erinnerung zu beginnen. „Denn das kann die größte Erleichterung bringen und auch positive Effekte für darunterliegende Traumata haben“, so Dlugos. 

Am Ende der Therapie stehe nach Trauer- und Akzeptanzprozessen schließlich die Neuorientierung mit versöhnender Haltung, wie auch sehr eindrucksvoll in den verlesenen Gedanken einer ehemaligen Patientin zur eigenen Therapiegeschichte deutlich wurde. 

AlexTalk zum Nachschauen unter: www.alexianer-muenster.de/unternehmen/aktuelles/mediathek