Künstliche Intelligenz soll Abrechnungsprozesse psychiatrischer Kliniken erleichtern

Kodierunterstützungssoftware soll bei Abrechnungen helfen.

Künstliche Intelligenz (KI) soll auch in psychiatrischen Krankenhäusern künftig dazu beitragen, die Abrechnungen mit den Krankenkassen zu verbessern. Die Alexianer GmbH hat dazu eine seit 15 Monaten bestehende Entwicklungs-Partnerschaft mit der GSG Consulting GmbH auf den PEPP-Bereich ausgeweitet. PEPP steht für Pauschalierendes Entgeltsystem Psychiatrie und Psychosomatik, ein in Deutschland angewandtes Patientenklassifikationssystem, das die behandelten Krankenhausfälle in Bezug zum Ressourcenverbrauch des Krankenhauses setzen soll.

Hintergrund: Was Krankenhäuser täglich im operativen Geschäft leisten, rechnen sie über die Krankenkassen ab. Diese Leistungen müssen kodiert werden, was Personal und Zeit frisst und dazu noch fehleranfällig ist. Für die Klassifikation von Krankenhausleistungen existieren tausende Codes für Diagnosen (ICD) und Behandlungen (OPS). Für alle Patient*innen müssen sie ausgewählt und mit Nachweisen belegt werden. Für Krankenhäuser eine tägliche organisatorische Herausforderung.

Im Rahmen der bestehenden Entwicklungs-Partnerschaft mit der GSG GmbH wurde die teilautomatisierte Software RICO auf den Weg gebracht, die das Personal in Krankenhäusern beim Kodieren unterstützt. Die technische Umsetzung der KI-Komponenten erfolgte gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS. RICO wurde mit höchsten Datenschutz-Standards entwickelt. Die für somatische Krankenhäuser entwickelte Software für DRG (Diagnosis related Groups) erfüllt im Wesentlichen drei Funktionen: Absicherung der vorhandenen Kodierung durch Verknüpfung mit Nachweisen und einem notwendigen Aufwandsbezug sowie zusätzliche Kodiervorschläge auf Basis der vorhandenen Informationen. Seit dem 17. Februar ist die GSG GmbH zudem Teil der Dedalus HealthCare GmbH und hat damit die besten Voraussetzungen für eine nahtlose Integration von RICO ins ORBIS Krankenhaus-Informationssystem der Alexianer.

Jetzt soll die Kooperation um den PEPP-Bereich erweitert werden. Dabei kann die Systematik der DRG-Logik nicht einfach auf die Welt der Psychiatrien und Psychosomatiken übertragen werden, weiß Dr. Iris Hauth, ärztliche Direktorin im Alexianer-Krankenhaus St. Joseph in Berlin-Weißensee sowie Regionalgeschäftsführerin der Alexianer GmbH. „In der Somatik mit der klassischen Kodierung nach Operationen und Prozedurenschlüssel werden andere Logiken zum Ansatz gebracht als im PEPP-Bereich“, sagt die erfahrene Psychiaterin. DRG’s seien Fallpauschalen, im psychiatrischen und psychosomatischen Bereich habe man es dagegen mit Tagespauschalen zu tun und mit zusätzlich aufwändigen Einzelleistungen, wie etwa der die 1:1-Betreuung von Patienten, die genau dokumentiert werden müssen.

Die Alexianer-Kliniken St. Josef in Berlin-Weißensee sowie St. Hedwig in Berlin-Mitte sollen als Modellkliniken ihre Praxisanforderungen in die Entwicklungs-Partnerschaft einbringen. Schwerpunkte und Ziele der Arbeit werden in dem mindestens 24 Monate dauernden Prozess erarbeitet. Auftakt war am 24. Februar, als sich die Projektpartner online trafen, um die nächsten Schritte festzulegen. Neben der Unterstützung bei der Kodierung gilt es auch Optimierung für die klinische Arbeit zu entwickeln, z.B. durch die Entwicklung eines tiefen medizinischen Textverständnisses bei der Aufnahme eines Patienten alle vorliegenden digitalisierten medizinischen Informationen strukturiert dem aufnehmenden Arzt oder Therapeuten zur Verfügung zu stellen.

Die Software ist ein Hybrid-System, welches aus zwei zentralen, sich ergänzenden Komponenten besteht. Die erste Komponente besteht aus KI-basierten Modellen, die vom Fraunhofer IAIS eigens für RICO entwickelt wurden. Alle digital vorhandenen Dokumente sowie aktuell vorhandene Fallkodierungsinformationen aus Krankenhausinformations- und Subsystemen werden von RICO automatisch importiert. Die zweite Komponente der Software verbindet das kontextuelle Textverständnis mit medizinischem Wissen in Form von Regelwerken. Dazu gehören etwa alle Behandlungs- und Krankheitscodes oder das deutsche Arzneimittelverzeichnis »Rote Liste«. Durch die intelligente, kontextuelle Dokumentenanalyse der KI mit Vorschlagsverfahren für Abrechnungscodes gehören Probleme wie Tippfehler und synonym verwendete Formulierungen der Vergangenheit an.

Mit der Entwicklungs-Partnerschaft RICO PEPP bietet sich die einmalige Option, eine zukunftsweisende Kodierunterstützungs-Software maßgeschneidert für die Alexianer-Psychiatrien zu entwickeln und als erstes Unternehmen das Potenzial zielgerichtet in der Psychiatrischen Welt zu nutzen.