Alexianer und WN informierten Interessierte über Möglichkeiten der Entlastung bei der Pflege zuhause:
Eines wurde beim jüngsten Alex-Talk immer wieder deutlich: Die Pflege eines nahen Angehörigen in den eigenen Wänden erfordert viel Kraft und bringt die Pflegenden oft selbst an ihre Grenzen.
Umso wertvoller erschienen den vielen Interessierten in der Waschküche und an den Bildschirmen zuhause die vielen Tipps und Hilfen der beiden Alexianer-Profis zum Thema Pflege zuhause: Beate Dobner und Thomas Drerup, beide tätig im Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz Münster und das westliche Münsterland, ließen nahezu keine der Fragen von Betroffenen unbeantwortet und gaben zudem viele Insider-Tipps, wie man sich „im Dschungel der Pflege“ gezielte Unterstützung holen kann.
Denn oft hieß es auch in ihrer täglichen Beratung: „Hätte ich das nur eher gewusst“, stellte Beate Dobner dem Talk voran. Als ausgebildete Krankenschwester, Betriebswirtin im Gesundheitswesen und auch ehemalige Heimleiterin konnte sie dabei auf viel Erfahrung rund um das Thema Pflege zurückgreifen. „Und wir wollen heute dafür werben, dass Sie sich rechtzeitig Hilfe holen, denn es gibt viele gute Angebote in unserer Stadt!“, ergänzte Diplom-Sozialarbeiter Thomas Drerup.
Insgesamt seien derzeit rund 4,5 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig und drei Viertel von ihnen werden von nahen Angehörigen zuhause gepflegt. Das möglichst lange Verbleiben in den eigenen vier Wänden sei dabei nicht nur ein verständlicher Wunsch der Betroffenen, sondern auch politisch gewollt, weil es beim akuten Mangel an Pflegeplätzen derzeit auch gar nicht anders leistbar sei. „Somit sind die Familien aktuell ganz klar unser größter Pflegedienst“, betonte Drerup.
Die vielfältigen Belastungen, die noch immer hohen bürokratischen Hürden, aber auch das allseits präsente Problem ausreichender Pflegeplätze und ambulanter Dienstleistungen wurde an diesem Abend auch durch die Fragen der Gäste mehrfach deutlich.
„Wo finde ich Hilfe, wenn die Nächte für mich als Pflegende zur Qual werden?“, lautete etwa die Frage einer Betroffenen. Hier gebe es theoretisch Optionen, etwa in so genannten Nachtkliniken oder auch in Kurzzeitpflegen. „Die Realität sieht aber leider so aus, dass es dort selten freie Plätze gibt“, wies Dobner auf ein gängiges Problem hin. Gleichwohl sei dies ein wichtiger Hinweis auf einen insgesamt sehr großen Bedarf an Nachtpflegeplätzen, dem sie und ihr Kollege als auch zuständige Struktur-Entwickler gegenüber dem Ministerium nochmals Nachdruck verleihen werden.
Insgesamt sei es einfach enorm wichtig, die Alltagsbelastungen für die Pflegenden an vielen Stellschrauben zu mildern, denn: „Auf sie prasselt ungeheuer viel gleichzeitig ein. Sie müssen kontinuierlich präsent sein, häufig von der vertrauten Persönlichkeit ihres Angehörigen Abschied nehmen, bisher Ungewohntes nun alleine regeln und so stellen viele ihre eigenen Bedürfnisse dann oft ganz zurück“, berichtete Drerup. Neben der Erschöpfung sei daher auch die Isolation und Einsamkeit ein ernstzunehmendes Problem für die Pflegenden selbst.
Vor diesem Hintergrund wies der Alexianer-Experte auf ein neue Initiative der Stadt Münster hin: Hiernach wird allen über 75-Jährigen ein Hausbesuch angeboten, bei dem auch auf verschiedene Hilfsangebote hingewiesen werde.
„Auch bei finanziellen Engpässen ist es legitim und ihr Rechtsanspruch zugleich, finanzielle Hilfe zur Pflege bei der Stadt Münster zu beantragen“, wies Drerup auf eine weitere Option hin. Ebenso gebe es bei Kuranträgen Möglichkeiten: „Sie können sich Ihren dringenden Bedarf bei starker Belastung zum Beispiel vom Gesundheitsamt bescheinigen lassen“.
Interessierten, die selbst Pflegeleistungen anbieten möchten, steht das Regionalbüro ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite und hat somit das Gelingen von Pflege umfassend aus allen Perspektiven im Blick.
Vortrag zum Nachschauen unter: www.alexianer-muenster.de/unternehmen/aktuelles/mediathek