Alexianer-Experten Dr. Michael Enzl und Dr. Michael Kros erläutern somatische und psychische Symptome:
Keine Frage, der Morbus Parkinson kann Betroffene wie auch deren Angehörige angefangen von Bewegungsstörungen bis hin zur Demenz vor viele Herausforderungen stellen. Und so sprach einer der Betroffenen am Ende des jüngsten AlexTalks mit seiner Frage: „Wo sehe ich denn Licht am Ende des Tunnels?“ wohl vielen der zahlreichen Zuschauer buchstäblich aus der Seele.
„Schauen Sie im Hier und Jetzt auf all` das, was trotz Ihrer Erkrankung noch geht! Bleiben Sie aktiv und holen Sie sich Unterstützung auf allen Ebenen“, empfahl Dr. Michael Enzl, der an diesem Abend umfassend auf die psychischen Begleiterkrankungen dieser neurodegenerativen Erkrankung einging.
So oder so stand schnell fest, dass ein gutes Wissen um die Erkrankung und den mittlerweile sehr guten Behandlungsmöglichkeiten in jedem Fall viele Ängste und Sorgen der Betroffenen und ihrer Familien lindern kann.
Neben den bekannten Hauptsymptomen wie Muskelsteifigkeit, das Zittern und die Bewegungsarmut von Gliedmaßen und Gesicht widmete sich der Neurologe Dr. Michael Kros zunächst sehr anschaulich auch den körperlichen Auswirkungen. Dazu gehören etwa Störungen bei der Verdauung, im Speichelfluss, aber auch Kreislaufprobleme und Muskelschmerzen.
Auch das Tabuthema der Sexual-Funktionsstörungen sprach er an und bemerkte: „Grundsätzlich können wir hier alle gängigen Behandlungenauch bei Parkinson-Patient*innen einsetzen“.
Wie wichtig aber zugleich auch schwierig das Abklären psychischer Begleiterkrankungen ist, stellte der Psychiater Dr. Michael Enzl (Oberarzt im Gerontopsychiatrischen Zentrum) seinen Ausführungen voran: „Schon das typische Gesicht eines Parkinson-Patienten mit einer reduzierten Mimik sagt uns wenig über das Innere des Menschen aus“. Auch die übrigen Symptome wie langsames und leises Sprechen oder reduzierte Bewegung könnten rein neurologisch begründet, aber zugleich eben genauso auch Symptome einer Depression sein: „Insofern wird die Depression häufig von den vordergründigen Parkinson-Symptomen maskiert, was wiederum häufig die Gefahr birgt, dass sich die dahinterliegende Depression noch verschlimmern kann“. Auch Halluzinationen und Impulsivität könnten Begleiterscheinungen der vielschichtigen Erkrankung sein.
Insgesamt litten rund 40 Prozent der Parkinson-Erkrankten zugleich an einer Depression, was sowohl auf neurobiologische Ursachen (Dopaminmangel) wie auch auf psychosoziale Faktoren zurückzuführen sei. „Angst vor Abhängigkeit, Pflegebedürftigkeit, Rollenveränderungen und weiteren kommenden Einbußen – all` diese Sorgen drücken natürlich auf die Psyche und den Selbstwert dieser Patienten“, skizzierte Enzl.
Neben der medikamentösen Therapie seien die Psychotherapie, Sport und eine Verbesserung der Sozialkontakte, etwa durch Angehörigenberatung und Selbsthilfegruppen genauso wichtige Bausteine der Therapie.
„Auch wenn das Licht am Ende des Tunnels manchmal klein erscheint, geht es uns darum, den Selbstwert der Betroffenen zu stärken und den Blick darauf zu richten, was für sie alles noch möglich ist!“, unterstrich Enzl abschließend.
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