Alexianer-Oberarzt Florian Hanke erläuterte beim Alex-Talk die Depressionen bei jungen Menschen:
Wie fühlt es sich eigentlich an, als junger Mensch an einer Depression zu erkranken? Was macht die Erkrankung mit einem und wie kann man ihr entgegentreten? Tiefe Einblicke in das Erleben dieser Erkrankung und ihre Therapie bei Kindern und Jugendliche gewährte der jüngste Alex-Talk, bei dem diesmal Alexianer-Oberarzt Florian Hanke von der Don Bosco Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie als Experte zum Thema referierte.
„Es hat lange gedauert, viele Rückschläge gegeben, aber am Ende habe ich wieder zu leben gelernt“. Mit sehr offenen Worten schilderte Hannah, eine ehemalige Patientin der Don Bosco Tagesklinik, wie sie den mühsamen Weg aus ihrer akuten Depression und Essstörung meisterte und so auch die „Liebe zum eigenen Leben“ wiederfand. Kurz nach dem Abitur kam sie in die Klinik, war dort einige Monate in Behandlung und führte in dieser schweren Zeit Tagebuch, in das sie den Zuschauern nun über zuvor von ihr selbst eingelesene Passagen direkte Eindrücke gewährte.
„Leben, Autonomie, Freiheit“ – die ganz „normalen“ Wünsche vieler Heranwachsender standen auch bei Hannah auf dem Lebensplan, doch schienen zunächst für sie unerreichbar. „Ich war so enttäuscht von mir, hielt mich schon selbst für einen hoffnungslosen Fall“, beschrieb sie ihre innere Wut, aber auch ihre Zukunftsängste und Orientierungslosigkeit. Doch am Ende beschreibt sie auch den Tag ihrer Entlassung und steht heute vor dem Abschluss ihres Psychologiestudiums.
„In der Behandlung geht es oft auch darum, sein Leben anders, also mit der Erkrankung zu erlernen und dabei quasi ein neues Ich im Beisein der Depression zu entwickeln“, beschreibt Florian Hanke eines der Therapieziele. Ebenso sei es wichtig, eine gewisse Distanz zur eigenen Erkrankung zu bekommen.
Doch warum trifft die Depression überhaupt mein Kind? „Als Ursache sehen wir oft viele Faktoren“, so der Alexianer-Experte. Genetische Vorbelastungen, Persönlichkeitsmerkmale wie etwa Introvertiertheit, Gewissenhaftigkeit, ein hoher Selbstanspruch oder hohe Sensibilität, aber auch soziale Belastungen wie Trennung der Eltern oder Überforderung in der Schule können jeweils einzeln oder auch in ungünstiger Kombination das berühmte Fass zum Überlaufen bringen.
Wie erkenne ich die Erkrankung? „Sie kommt oft schleichend und geht mit Veränderungen im Denken, im Willen und in der Wahrnehmung einher“, erklärt Hanke. Neben den bekannten Symptomen wie gedrückte Stimmung oder Antriebslosigkeit könne sich eine Depression genauso auch mit Dünnhäutigkeit, Konzentrationsschwäche, Gleichgültigkeit oder Aggressivität äußern. Eltern sollten mit „einer gewissen Zurückhaltung“ nah an ihrem Kind dranbleiben und immer Gesprächsbereitschaft und Aufmerksamkeit signalisieren. Die Früherkennung sei gerade im Jugendalter von großer Bedeutung, um einer Verschlechterung oder dauerhaften Manifestierung entgegenzuwirken. Vortrag zum Nachschauen unter: www.alexianer-muenster.de/unternehmen/aktuelles/mediathek