Bessere Versorgung für Palliativpatientinnen und -patienten

Auftakt SEELE in der Potsdamer Staatskanzlei
Offizieller Startschuss in der Staatskanzlei des Landes Brandenburg: Gesundheitsministerin Britta Müller, Projektleiterin Dr. Katrin Ziemann, Dr. Gesine Dörr, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin gemeinsam mit den Projektpartnern aus Rüdersdorf, Eberswalde und Neuruppin, den beiden Hochschulen Medizinischen Hochschule Brandenburg „Theodor Fontane“ und Technischen Universität Berlin sowie der AOK Nordost als Konsortialpartner und die IKK Brandenburg und Berlin als Kooperationspartner.

, Alexianer St. Josef Potsdam GmbH

In Brandenburg startet am 01.04.2025 die Versorgungsphase des Innovationsfondsprojektes SEELE, das an vier Standorten in Brandenburg palliativmedizinische Tageskliniken aufbaut und erprobt und somit die Versorgungsstrukturen von Menschen in palliativer Lebenssituation verbessern soll. Gesundheitsministerin Britta Müller gab bei einer Auftaktveranstaltung am 7. März in Potsdam den offiziellen Startschuss für das Projekt SEELE „Palliativmedizinische Tagesklinik - Selbstständigkeit und Lebensqualität“. 

Umsetzung in vier Regionen

Das Projekt sieht den Aufbau von zunächst vier palliativmedizinischen Tageskliniken an den Standorten Potsdam, Rüdersdorf, Eberswalde und Neuruppin vor, in denen Patientinnen und Patienten mit schweren Symptomen alle nötigen Therapien bedarfsgerecht und gebündelt angeboten bekommen, ohne stationär in einer Klinik aufgenommen oder spezialisiert ambulant behandelt werden zu müssen. Insbesondere in ländlichen Gegenden sollen damit Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen entlastet werden, weil lange Anfahrtswege für Untersuchungen und Therapien an verschiedenen Standorten damit entfallen.

Die neuen palliativmedizinischen Tageskliniken sollen an folgenden Standorten entstehen:

  • Alexianer St. Josefs Krankenhaus, Potsdam
  • Immanuel Klinik Rüdersdorf, Universitätsklinikum der Medizinischen Hochschule Brandenburg, Rüdersdorf
  • GLG Werner Forßmann Klinikum, Eberswalde
  • ukrb - Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg, Universitätsklinikum der Medizinischen Hochschule Brandenburg, Neuruppin

Die Teams in den Tageskliniken bestehen aus den Fachbereichen Palliativmedizin, Palliativpflege, Physiotherapie, Ergotherapie, Psychologie, Ernährungsberatung, Sozialdienst, Seelsorge und weitere Professionen, die konsiliarisch hinzugezogen werden können. Außerdem plant und organisiert ein Koordinator oder eine Koordinatorin an jedem Versorgungsstandort einen bedarfsgerechten Ablauf der Behandlung. Durch die gemeinsam im Team abgestimmte Behandlung ergeben sich neben der organisatorischen Erleichterung für die Patientinnen und Patienten erheblich gebesserte Effekte der Therapie. 

Mit der Anbindung an Krankenhäuser können auch komplexe Behandlungen wie Aszites- oder Pleurapunktionen tagesklinisch durchgeführt werden, ohne dass ein vollstationärer Aufenthalt notwendig ist. Eine Notfall-Hotline ist 7 Tage die Woche, 12 Stunden pro Tag erreichbar. Viele Patientinnen und Patienten in Palliativsituation wünschen den Erhalt ihrer Selbstständigkeit im häuslichen Umfeld so lange wie möglich sowie eine Weiterbetreuung durch den Hausarzt bei gleichzeitiger möglichst guter Symptomkontrolle. Haus- und Fachärztinnen und -ärzte wiederum wünschen sich eine Entlastung durch die Verfügbarkeit ambulanter Therapieangebote und deren Koordination. Dies versucht SEELE zu ermöglichen.

Steigender palliativmedizinischer Versorgungsbedarf

Das Innovationsfondsprojekt SEELE reagiert auf den steigenden Bedarf an Palliativversorgung, der sich u.a. durch ein längeres Überleben von Patientinnen und Patienten in palliativer Erkrankungssituation und die sich ändernde Altersstruktur in der Gesellschaft ergibt. Ein Großteil der Patienten profitiert dabei von der Versorgung über Leistungen der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung, die hauptsächlich von niedergelassenen Haus- und Fachärztinnen und ärzten und ambulanten Pflegediensten erbracht wird. Ca. 10% der Palliativpatienten benötigt aufgrund der ausgeprägten Symptomlage eine spezialisierte Palliativversorgung, wie etwa eine SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung) oder eine stationäre Versorgung auf Palliativstationen im Krankenhaus oder im Hospiz.

Die Versorgungsrealität zeigt aktuell einerseits eine Unterversorgung von Patientinnen und Patienten, die im ambulanten Sektor zu wenig koordinierte Palliativtherapie erhalten können, zum anderen eine Überversorgung durch Ausweichen auf stationäre Behandlung oder SAPV. Gerade das hochspezialisierte System der SAPV wird so als Ressource verknappt. Insbesondere in ländlichen Regionen führt dies zu einem Mangel an verfügbaren Behandlungsteams. Diese intersektorale Lücke in der Versorgung soll durch SEELE geschlossen werden.

Das auf dreieinhalb Jahre angelegte Innovationsfondsprojekt SEELE wird durch den Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss mit rund 5,2 Millionen Euro gefördert. Parallel wird es von der Medizinischen Hochschule Brandenburg „Theodor Fontane“ und der Technischen Universität Berlin evaluiert und von der JGM GmbH in Nuthetal administrativ begleitet. Weitere Partner sind die AOK Nordost als Konsortialpartner und die IKK Brandenburg und Berlin als Kooperationspartner.