16. Pankower Gerontopsychiatrisches Symposium

Am 22. Mai 2019 hatte der Sport in der Turnhalle des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee für einen Tag Pause. Gemeinsam mit dem Qualitätsverbund Netzwerk im Alter – Pankow e. V. (QVNIA) hatte die Klinik für Seelische Gesundheit im Alter zum inzwischen 16. Pankower Gerontopsychiatrischen Symposium unter dem Motto „Seelisches Wohlbefinden und Demenz“ eingeladen.

Experten aus verschiedenen Berufsgruppen beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Neben den Fachvorträgen hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich auf einem „Markt der Möglichkeiten“ über konkrete Hilfsmöglichkeiten und -angebote zu informieren. Am Nachmittag fanden Workshops und ein Gesprächs-Café statt.

Lebensqualität durch Einbeziehung und Teilhabe, Assistenz statt Fürsorge

Dr. med. Iris Hauth, Geschäftsführerin des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee, betonte in ihrem Eröffnungsvortrag, dass Geborgenheit, Wohlbehagen, Trost, Identität, Einbeziehung, Beschäftigung und Bindung die entscheidenden Faktoren für seelisches Wohlbefinden bei einer demenziellen Erkrankung sind. Aufgabe der betreuenden Personen sei es, in ihrer Arbeit die „Inseln des Selbsts“, den „Kern der Persönlichkeit“ der Betroffenen, zu entdecken: Was war den erkrankten Personen wichtig? Auf was reagieren sie positiv? Zudem gelte es, hemmende Faktoren wie Über- und Unterforderung, Durst, Schmerzen, Obstipation, also Verstopfungen, und Medikamentennebenwirkungen zu erkennen und zu beheben. Instrumente wie „HILDE“ (Heidelberger Instrument zur Erfassung der Lebensqualität Demenzkranker) könnten dabei helfen. In therapeutischer Hinsicht stellte Dr. Hauth die Bedeutung von psychosozialen Interventionen heraus, die nach wissenschaftlichen Untersuchungen ebenso effektiv wie Medikamente seien.

Auch für Peter Wißmann, Geschäftsführer der Demenz Support Stuttgart, sind Selbstbestimmung, Inklusion und Assistenz statt Fürsorge die zentralen Punkte für ein gutes Leben mit Demenz. Wißmann stellte den Teilhabekanal Kukuk-TV (www.kukuk-tv) vor, dessen Leiter er ist. Der Demenzexperte zeigte unter anderem einen Clip über einen Gospelchor, in dem Menschen mit Demenz und gesunde Menschen miteinander singen. Diese kurze Filmsequenz vermittelte die spürbare Freude beim gemeinsamen Singen.

Risiko für Alzheimer – auch eine Frage der Ernährung

Die Ernährungsmedizinerin Dr. med. Ute Gola stellte in ihrem Vortag heraus, dass ungesunder Lifestyle und falsche Ernährung – vor allem in der Lebensmitte – entscheidende Risikofaktoren für die Entwicklung einer Alzheimererkrankung sind. Das Demenzrisiko steige bei einseitiger und ungesunder Ernährung. Dr. Gola ging zudem auf die sogenannte MIND-Diät ein, die die Vorteile der DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension), einer Diät zur Reduzierung von Bluthochdruck, und der Mittelmeerdiät miteinander verbindet und zudem die Auswirkungen einer Alzheimer-Demenz mindert.

Bewegungsförderung für Menschen mit Demenz

In seinem Workshop stellte Sportwissenschaftler Florian Müller das „Lübecker Modell Bewegungswelten“ (LMB) vor, ein körperlich, geistig und sozial aktivierendes Programm für ältere Menschen mit körperlichen und kognitiven Einschränkungen. Das wissenschaftlich evaluierte Präventionsprogramm führt in verschiedene Lebenswelten wie „im Wald“, „bei der Hausarbeit“, „bei der Ernte“, „beim Hausbau“ oder – wie im Rahmen des Workshops – „an den Strand“. So sammelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ausladenden Bewegungen Muscheln, sahen durch ein Fernglas und machten Schwimmzüge.

„Was rastet, das rostet – Wohlbefinden durch geistige Fitness“

In diesem Workshop wurden Möglichkeiten des Gedächtnistrainings im häuslichen Bereich vorgestellt. Schwerpunktthemen waren, neben allgemeinen Regeln wie der Vermeidung von Über- und Unterforderung und dem Wechsel von Ruhe und Anstrengung, der Erhalt und die Förderung sozialer Kontakte durch gemeinsames Erleben, die Rolle der zwischenmenschlichen Kommunikation sowie das Training der Wahrnehmung. Auch die Bedeutung körperlicher Fitness wurde herausgearbeitet.

Julia Giese stellte Arbeit der Kontaktstelle PflegeEngagement Pankow vor

Die Medizinpädagogin Julia Giese, Koordinatorin der Kontaktstelle PflegeEngagement Pankow, stellte das Konzept eines für die zweite Jahreshälfte geplanten Workshops zur Unterstützung pflegender Angehörigen vor. Zudem bot Giese im Rahmen des Symposiums zusammen mit Kolleginnen ein offenes Beratungscafé an. Für das nächste Pankower Gerontopsychiatrische Symposium, das am 16. September 2020 stattfinden wird, avisierte die Koordinatorin der Kontaktstelle PflegeEngagement Pankow einen Vortrag zu den Erfahrungen mit dem neuen Unterstützungskonzept.